WT Westwärts Gelsenkirchen 2010

WT Westwärts Gelsenkirchen 2010
 
oder: „Wie recht die Village People doch hatten…“

Wir schreiben das Jahr 1993.
Ich gehe in das letzte Jahr meiner Schulzeit. Meiner Grundschulzeit. Auf MTV läuft dieses Video den ganzen Tag rauf und runter, die Coverversion des nicht sonderlich erfolgreichen Village People Songs „Go West“, dem sich die Pet Shop Boys neu angenommen hatten und schließlich zur Nr. 1 machten. Und ich kleiner Bub lauf singend durch Essens Straßen, träller etwas vor mich hin, nicht ahnend, dass diese Textpassagen wie „Together – we will make our plans; Together – we will fly so high“ oder „Go west – we will feel just fine; Go west – where the skies are blue“ (die ich damals noch überhaupt nicht verstand) mich 17 Jahre später bei einem „Go West“(also quasi „westwärts“)-Workingtest wieder einholen würden.

Aber der Reihe nach:
Wir befinden uns nun im Jahr 2010. Mein Englisch ist dann doch etwas besser, die meisten Texte verstehe ich zumindest partiell und ich habe eine junge Labradorhündin, mit der ich nach 2 Mal Schnuppern und der APD nun endlich einmal in der Anfängerklasse starten wollte. Und da die BZG Gelsenkirchen in Form von Sonderleiterin Birgit Muhr zum Workingtest Westwärts geladen hatte, dachte ich mir: Da meldest Du!

Leider war die Losfee mir nicht hold und ich landete auf Platz 18 der Warteliste. Am Freitag war ich zumindest bis auf Platz 10 der Warteliste aufgerutscht, aber es war klar: Ist nicht viel mit Westwärts… So machten wir uns als Zuschauer auf den Weg, hatten aber mal alle nötigen Unterlagen im Gepäck verstaut, denn ganz vielleicht könnte man ja am Veranstaltungstag selbst noch nachrücken. Damit nicht wirklich gerechnet, passierte genau das. Aus einem sich eigentlich auf Gemütlichkeit eingerichteten Zuschauer wurde binnen 2 Minuten die Startnummer 30.

Und man hatte auch gar nicht lange mehr Zeit, sich irgendwelche Gedanken zu machen oder in Panik zu verfallen, denn als zweiter Starter meiner Gruppe ging es dann doch sehr schnell los.

Meine Workingtestpremiere war dann also bei Anja Helber an Aufgabe 3:
Im Wald lief man frei bei Fuß ein Stück parallel zu einem Wassergraben. Auf der anderen Seite fand ein kleines Treiben statt und es fielen wohl (so habe ich gelesen, ich bekam gar nichts mit) zwei Dummies, die später wieder aufgehoben wurden. Man blieb stehen und es fiel eine unbeschossene Markierung wenige Meter vor einen in den Wassergraben, die der Hund nun holen sollte. Anschließend wurde er über den Graben hinweg in eine Suche geschickt, ein Dummy sollte geholt werden.

Weiter ging es zu Aufgabe 4, bei der man von Petra Beringer empfangen wurde:
Man lief wieder frei bei Fuß durch den (teilweise etwas unwegsamen) Wald, zur Linken liefen Werfer und Schütze mit. Eine beschossene Markierung fiel, man lief ein ganzes Stück weiter und eine weitere Markierung wurde beschossen. Der Hund sollte zunächst die zweite Mark holen, anschließend wurde er auf die erste geschickt.

An Aufgabe 5 wartete Ronald Pfaff mit einer Einzelmarkierung im Wald. In ca. 40 m Entfernung flog eine beschossene Markierung, weder Werfer noch Schütze waren sichtig. Die Flugbahn war teilweise verdeckt, die Fallstelle war hinter einem höheren und unwegsamen Bewuchs. Ein Musterbeispiel dafür, wie man eine einfache Markierung verkomplizieren kann.

Richterin an Aufgabe 1 war Helene Leimer:
Man stand auf einer Wiese. Linkerhand verlief ein Graben mit höherem Bewuchs, dahinter ein abgeerntetes Feld. Vor einem verlief in ca. 60m die Waldgrenze. Es wurden zwei Markierungen beschossen. Werfer und Schütze der ersten Mark standen auf Höhe des Grabens, das Dummy wurde einige Meter nach hinten heraus geworfen, Fallstelle vom Bewuchs des Grabens für die Hunde nicht sichtig. Anschließend flog die zweite Markierung in ca. 90°an die Waldgrenze. Markierung 1 sollte als erstes gearbeitet werden. Unseren Abschluss bildete Aufgabe 2, eine Wassermarkierung bei Betty Schwieren. Es war mittlerweile drückend warm. Man stand ca. 15 Meter von der Wasserkante entfernt, die beschossene Markierung flog zur Linken, aufgrund des Bewuchses war die Fallstelle für den Hund nur hörbar. Frei bei Fuß in Richtung der Wasserkante und dann nach Freigabe Abkühlung im Wasser.

Um alles zusammenzufassen:
Es war eine richtig schöne Veranstaltung! Das Revier war toll. Es war gut organisiert. Das Wetter war herrlich. Die Richter waren unglaublich nett und hilfsbereit. Die Stimmung war gut. Die Aufgaben waren anspruchsvoll (Teufel im Detail), aber angemessen und fair. Und so machte ich mich mit einem guten Gefühl auf den Weg ins Suchenlokal. Denn es hat einfach Spaß gemacht, mein Hund hatte gut gearbeitet und ich war glücklich, bei unserem ersten Start auf einem offiziellen Workingtest bestanden zu haben. Doch ich hatte mich etwas „getäuscht“. Wir hatten ordentlich bestanden, klar, das wusste ich.
Aber es wurde mehr, viel mehr. Ich wollte es nicht glauben, als letztendlich verkündet wurde, dass meine Nike mit 94/100 Punkten den Sieg in der A eingefahren hat. Unglaublich.
Und auch die Offene Klasse wurde von einem Last-Minute-Nachrücker gewonnen.

Vielleicht birgt das psychologische Vorteile oder so…

Mir bleibt nichts weiter als „DANKE!“ an alle zu sagen, die diesen schönen Workingtest ermöglicht haben und ich hoffe, dass er nächstes Jahr wieder stattfinden wird und ich meinen Startplatz dann vielleicht nicht erst am Veranstaltungstag selbst bekommen werde…

Christian Brinkmann mit „Dianas Nike von der Wegwarte“

 
Die Ergebnisse: Anfängerklasse:

1. Christian Brinkmann mit Dianas Nike von der Wegwarte
94/100 Punkte, vorzüglich

2. Beate Perick mit Balu Oscar vom alten Trappistenkloster
92/100 Punkte, vorzüglich
3. Heike Bülhoff mit Stonehunter Finnish Hazel
91/100 Punkte, vorzüglich

aus: Der Retriever, Ausgabe Juni 2010 Seite 63